Samstag, 18. Dezember 2010

Mal eben nach Rio - warum eigentlich nicht ?


Heidewitzka – wie die Zeit hier verfliegt… Jetzt ist es schon wieder über vier Wochen her, dass ich das letzte Mal einen Blogeintrag verfasst habe, obwohl es mir so vorkommt, als sei es erst gestern gewesen.
Gott sei Dank gibt es aber trotz oder vielleicht gerade wegen der so schnell an mir vorbeiziehenden Zeit einiges zu berichten.

Nachdem sich bei Tirza und mir in den letzten Oktoberwochen erste Erscheinungen von Lustlosigkeit und Demotivation breit machten, beschlossen wir, dass es an der Zeit sei, etwas mehr als nur Brasília von diesem wundervollen Land kennenzulernen. Nach einem kurzen Brainstorming in der Mittagspause hielten wir als erschwingliche und realistische Ziele für ein verlängertes Wochenende fest: ein nur 3 Stunden entferntes Städtchen namens Pirenópolis in dessen Nähe es schöne Wasserfälle gibt, ein Naturpark in unserer Nähe und dann die Hauptstadt des angrenzenden Staates Minas Gerais, Belo Horizonte. Frei nach brasilianischem Vorbild sprachen wir also ständig darüber, dass es ja nun, unabhängig davon wohin es denn nun tatsächlich gehen würde, eine schöne und spannende Sache sei, übers Wochenende mal etwas Neues zu erkunden – kümmerten uns jedoch ums nichts. So strichen die Tage dahin. Tagtäglich malten wir uns aufregende Hiking Touren durch den Naturpark, sternenklare Nächte unter freiem Himmel oder den Besuch anderer Freiwilliger in Belo Horizonte aus und ließen unserer Phantasie dabei keine Grenzen. Immer, wenn wir in den Computerraum gingen, nahmen wir uns vor, genauere Infos rauszusuchen, was jedoch spätestens nachdem man Familie und Freunde als „online“ verbuchen konnte, auf den nächsten „Computertag“ verschoben wurde. So kam es, dass am Donnerstag, einen Tag bevor es los gehen sollte, keine Herberge, kein Bus o.ä. gebucht war. Noch nicht einmal ein endgültiges Ziel stand fest – Jetzt aber schnell! In der Mittagspause ging es ins Internetcafé und sämtliche Preise wurden herausgesucht und verglichen. 40 Euro die Nacht in einem Naturpark pro Person? 50 Euro für einen Guide, ohne den man nicht in den Park durfte??!! Mist – hätte man sich doch mal vorher erkundigt, dann hätten sich mit Sicherheit Alternativen gefunden. Aber Anstatt uns damit zufriedenzustellen, dann eben an einem anderen langen Wochenende wegzufahren, einigten wir uns spontan, dass es sich bei solch horrenden Preisen im nahegelegenen Naturpark wohl eher lohnen würde nach Rio zu fahren. RICHTIG. RIO DE JANEIRO – 1500 km und 17 Stunden Busfahrt entfernt. Gesagt , getan.

24 Stunden später saßen wir dann auch schon im Bus Richtung Rio, voller Erwartungen, ohne Unterkunft – wenn spontan dann auch richtig.

Samstagvormittag standen wir dann auch schon an der „Ródoviaria“ in Rio. Laut Reiseführer empfehle es sich, mit einem Taxi weiterzufahren. UNSINN dachten wir uns, denn diese 30 Reais könne man sich mit Sicherheit sparen. Wir gingen also schnurstracks zum Busbahnhof erfragten die Routen der unzähligen Busse, dir dort hielten. Nach 15 Minuten saßen wir dann im Bus Richtung CopaCabana, heilfroh, dass wir nur 1,50 anstatt 30 Reais bezahlt hatten.

Wie der Zufall es wollte suchten wir kaum eine halbe Stunde, bis wir ein preiswertes und strandnahes Hostel fanden – 15 Euro die Nacht, Frühstücksbuffet, Internetzugang und 5 Min. Fußweg zur CopaCabana … geht doch!

In den darauf folgenden Tagen klapperten wir vom Zuckerhut (natürlich kletterten wir ihn auch in Flip Flops halb hoch), Ipanema Beach, Lapa bis Urca alles ab, was Rio so zu bieten hat. Einen Besuch des Cristo warfen wir am letzten Tag kurzerhand über den Haufen, als wir uns wiederrum spontan entschieden, noch zwei andere Freiwillige im nur 1 ½ Stunden entfernten Petrópolis zu besuchen.

So wurde aus dem ursprünglich geplanten langen Wochenende eine ganze Woche Spotanurlaub vom Feinsten…









 
Natürlich hat sich auch hier in Brasília bzw. Ceilândia ein bisschen was getan.

Die Regenzeit ist mittlerweile so richtig in Gang gekommen und beschwert und fast täglich mindestens eine Stunde Dauerregen. Ab und zu regnet es auch den ganzen Tag. Meistens sind es die absolut verregneten und stürmische Tage, die Tirza und mir am besten gefallen. Unsere innere Uhr wartet hier nämlich schon seit geraumer Zeit vergeblich auf das Einsetzen des Winters. So nutzen wir die besagten Tage um unsere Winterpullover auszupacken, einen Tee zu kochen und so zu tun, als ob es mindestens 5 Grad unter null sei. Leider müssen wir jedoch nach ein paar Stunden unsere Pullover wieder in den Koffer packen und einsehen, dass der Regen allein die 20 Grad nicht wett macht.

Auch in den Geschäften versucht man (meiner Meinung nach erfolglos) mit allerlei glitzernder Accessoires (von Dekoration möchte ich an dieser Stelle wirklich nicht sprechen…) weihnachtliche Stimmung einzuläuten. In meiner Freizeit verschlinge ich ein Buch nach dem anderen. Da mir die Bücher mittlerweile ausgegangen sind, mussten sogar schon furchtbare Schnulzen sowie schlechte Krimis, welche ich noch in einer Abstellkammer gefunden hatte, herhalten. Für übermütige Stunden habe ich mir auch schon zwei portugiesische Bücher gekauft… Meistens schaffe ich jedoch nur ein Kapitel am Stück – dann reicht es mit dem Portugiesisch.

Mit der Sprache komme ich ansonsten nach wie vor recht gut voran. Sorgen bereitet mir jedoch der ständige Verlust meines Französischs – vor lauter Verzweiflung habe ich mir jetzt schon einen alten Schinken auf Französisch (ebenfalls aus der Abstellkammer) über die deutsch-französischen Beziehungen rausgesucht (und das, obwohl sich doch fast das gesamte letzte Schuljahr darum drehte…).

So weit so gut. In einem Monat fangen hier die großen Ferien an und dann geht es Silvester nach Salvador – ich bin schon ganz gespannt.


bis dahin ein paar Abraços aus Ceilândia

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